Die Wiederentdeckung der einfachen Dinge – Bleistifte
Warum Bleistifte? Sind die nicht schon längst abgeschafft?
Es gibt Dinge, die wirken zunächst wie eine Fehlkonstruktion. Schreiben auf glattem Papier? Fehlanzeige.
Trotzdem wären grosse Pläne, Gestaltungsideen und Texte der Weltgeschichte nicht entstanden, wenn es diese Kombination aus Grafitmine - genau genommen ist bei klassischen Bleistiften die Mine ein Gemisch aus Grafit, Ton und Wachs mit Bindemittel – und Holzummantelung nicht gäbe.
Neuauflage eines Kultstifts. Blackwing 602, Made in Japan
Jedoch machen es Bleistifte einem nicht leicht. Nüchtern betrachtet versammeln sich praktisch alle Nachteile anderer Formen des Schreibens. Sie sind vergänglich, zerbrechlich, nicht dokumentenecht, undigital. Aber zum Glück ist das nicht alles. Denn es gibt kaum eine Form des Schreibens, die mehr Klarheit und Ruhe ermöglicht. Doch die beginnt mit Disziplin.
Einblick in unser Cabinet mit verschieden Schreibutensilien
9B, 2B, F, 4H oder 9H: Das sind keine Geheimcodes, sondern Kürzel, die recht leicht zu entschlüsslen sind. Die einen Bleistifte sind eben sehr weich, und schon ganz wenig Druck erzeugt auf dem Papier eine dunkel Linie. Deshalb auch das "B", das für "black" steht. Die anderen sind ganz hart, deshalb auch das "H" für "hard". Die Zahl vor dem Buchstaben gibt die zunehmende Härte und Schwärze an. Je grösser die Zahl, desto schwärzer oder härter der Bleistift.
Zeichenbleistift von Atelier Fessler, Handgemacht in Berlin
OTHO Bleistifte 2.0 Made in Japan
Wie so oft ist das Anspruchsvolle das Reizvolle: Mit dem Bleistift zu schreiben, bedeutet, sich immer wieder um das Werkzeug zu kümmern. Umso mehr man mit ihnen schreibt und zeichnet, umso mehr Aufmerksamkeit brauchen sie. Sie verlangen nämlich von uns immer wieder innezuhalten und dafür zu sorgen, dass wir wirklich gut arbeiten, schreiben und leben können. Sie erinnern uns daran, dass wir uns eben nicht nur um die Inhalte kümmern sollten, sondern auch um die Form unseres Lebens.
Blackwing3, eine Hommage an Ravi Shankar zu seinem 100. Geburtstag.